Nachlese zum AUTONOM TALENT®-Business Breakfast „Nobelpreisträger beraten PräsidentInnen – Das Geheimnis hinter der Verhaltensökonomie“, 28.05.2015
Das Interesse war riesig – erfahren Sie, welchen Irrtümern wir unterliegen und wie unser Erfolg gesteigert werden kann. Gerne laden wir Sie zur Teilnahme an einer verhaltensökonomischen Studie in Zusammenarbeit mit der Queensland University of Technology, Australien, ein.
Unser weit angereister Gastreferent Prof. Uwe Dulleck von der Queensland University of Technology führte uns in die Welt der Verhaltensökonomie, die Wirtschaft mit Psychologie verbindet, ein. Wirtschaftliche Entscheidungsfindung ist kein reiner rationaler Vorgang wie die traditionelle Wirtschaftstheorie annimmt, sondern ist beeinflusst von der Art und Weise wie ein Entscheidungsproblem präsentiert wird und von unseren persönlichen Vorurteilen.
Lust auf ein Experiment?
Das erste von Herrn Dulleck durchgeführte Experiment, auch genannt „The Monkey Business Illusion“, brachte interessante Einblicke in die Art und Weise wie wir denken. Wenn Sie Lust haben, machen Sie auch mit, klicken Sie einfach auf den nachfolgenden Link und zählen Sie wie oft die Spieler im weißen T-Shirt sich den Ball zuwerfen.
Hier klicken: https://www.youtube.com/watch?v=IGQmdoK_ZfY
Haben Sie den Gorilla gesehen? Wenn nicht, ist das nicht schlimm. Etwa 50% der Experiment-TeilnehmerInnen sehen ihn nicht. Wenn wir nämlich die Aufmerksamkeit auf einen Aspekt der Welt lenken, haben wir für andere Dinge nur noch eine begrenzte Aufnahmefähigkeit. Wir nehmen nur die Dinge wahr, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten, in diesem Fall auf die Ballwürfe der weißen Spieler. Das Problem ist, dass wir gelegentlich Dinge herausfiltern, die wir besser bemerken sollten.
Selektive Wahrnehmung und kognitive Dissonanz
Haben Sie sich, nachdem Sie nach dem Gorilla gefragt wurden, auch gedacht „So etwas wichtiges hätte ich nicht verpasst?“ Laut Daniel Kahnemann, Autor des Buchs „Schnelles Denken, Langsames Denken“, hängt dies mit Selbstüberschätzung zusammen und daraus resultierenden kognitiven Verzerrungen. Zu den wichtigsten kognitiven Dissonanzen gehört die Neigung, zu großes Vertrauen in das eigene Wissen zu haben und Formen von übermäßigen Optimismus.
Der Name und das Konzept von „Nudge“ oder der „Nudge Theorie“ wurden durch das 2008 erschienene Buch „Nudge: Improving Decisions About Health, Wealth, and Happiness“ (Thaler & Sunstein), das ein internationaler Bestseller wurde, öffentlich aufgegriffen. Dieses und Kahnemans Buch aus dem Jahr 2011 „Thinking, Fast and Slow”, ebenfalls ein Bestseller, bauen auf der grundlegenden Kahneman-Tversky Theorie auf. 2002 erhielt Daniel Kahneman für seine Forschung im Bereich der Verhaltensökonomie den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.
Weitere Studien zeigen, dass Menschen auf Grund von verschiedensten psychologischen und neurologischen Verzerrungen oft irrationale Entscheidungen treffen, die für ihr eigenes Wohlergehen ungünstig sind. Komplexe Entscheidungssituationen werden gelöst indem Entscheidungshilfen, sogenannte Heuristiken, angewandt werden, die dabei helfen Zeit und Aufwand zu minimieren. Beispielsweise werden Informationen, die im Gedächtnis schneller verfügbar sind, als wichtiger gewertet, ein drohender Verlust wird als bedeutsamer und schmerzvoller wahrgenommen als ein potenzieller Gewinn und zukünftige Belohnungen werden im Vergleich zu gegenwärtigen Genüssen abgewertet. Ebenso zeigen Ergebnisse, dass Menschen durch soziale Normen vom Verhalten ihrer „Peers“ beeinflusst werden, sowie auf Veränderungen mit Trägheit reagieren und an einmal gewählten Optionen oder Verhaltensweisen festhalten. Diese und noch weitere Heuristiken bzw. psychologische Verzerrungen führen dazu, dass Menschen nicht aufhören können zu rauchen, darauf verzichten sich gesund zu ernähren oder Sport zu treiben, sowie Möglichkeiten ausschlagen sich in ein Betriebspensionssystem einzuschreiben oder ein Bankkonto mit besseren Konditionen zu eröffnen.
Die Nudge Theorie basiert auf der Idee, diese, von Menschen automatisch angewandten Heuristiken bzw. Hilfestellungen, aufzugreifen und so einzusetzen, dass menschliches Verhalten in die für sie richtige Richtung gelenkt wird und somit bessere Entscheidungen getroffen werden können. Ausgehend von Forschungsergebnissen, die zeigen, dass Menschen in Hinblick auf vorhandene Auswahlmöglichkeiten nur begrenzt rational entscheiden können (bzw. wollen) und diese Entscheidung vom Kontext (Entscheidungsarchitektur) beeinflusst wird, soll Nudging als „Stups in die richtige Richtung“ das menschliche Verhalten optimieren, ohne dabei die tatsächlichen Auswahlmöglichkeiten einzuschränken.
Vorteile von Nudging
• Die Nudge Theorie ist ein radikal anderer und hochentwickelter Ansatz Menschen zu Veränderungen zu bringen. Im Vergleich zu traditionelleren Ansätzen wird auf Maßnahmen wie direkte Anweisungen, Verbote und Bestrafungen, sowie materielle Belohnungen verzichtet und demgegenüber wird auf die Anwendung von psychologischen Wirkmechanismen gesetzt.
• Kosteneffektivität: Da das Nudge Konzept auf Bestrafungen und Verbote verzichtet, entfallen Kosten der Kontrolle und Durchsetzung.
• Einfache Implementierung: Die Idee von Nudging basiert auf einer Verhaltensänderung mittels eines „Stups in die richtige Richtung“. Effekte werden somit durch eine minimal veränderte Struktur bzw. Darstellung der Entscheidungsmöglichkeiten erreicht.
• Die Anwendung eines Nudge stellt einen Mittelweg zwischen den Optionen „nichts tun“ und „Verboten, Bestrafungen und Belohnungen“ dar. Das Verhalten einer Person wird durch den Nudge gezielt beeinflusst, bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung aller möglichen Entscheidungsoptionen.
Nehmen Sie als Unternehmen an einer spannenden verhaltensökonomischen Studie teil!
Wie wirkt sich eine Nudge Maßnahme in einem Unternehmen auf wirtschaftliche Erfolgskennzahlen, sowie auf subjektive (erhoben mittels Fragebögen) und objektive (Herzratenvariabilitätsmessung) psychologische Variablen aus?
Im Rahmen von wissenschaftlichen Forschungsprojekten legt AUTONOM TALENT® großen Wert auf die Verbindung von Praxis und Forschung. Die Studie wird in Kooperation mit der Queensland University of Technology in Brisbane, Australien (Prof. Dr. Uwe Dulleck, Prof. Dr. Benno Torgler) sowie im Zuge einer Master Arbeit, unter Leitung von Prof. Dr. Erich Kirchler, mit der Universität Wien (Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft) durchgeführt.
Falls Sie Interesse an einer Teilnahme haben oder mehr Informationen benötigen, schreiben Sie an andrea.ristl@autonomtalent.com oder rufen Sie unter 01 5234320 an. Erhalten Sie damit eine wichtige Entscheidungsgrundlage für weitere notwendige Veränderungsprozesse!